10 Jahre…

……. ist es her, dass die Öffentlichkeit vom Missbrauchsskandal am Canisius­Kolleg erfuhr. Zu verdanken war dies dem Mut von drei ehemaligen Schülern der Berliner Eliteschule, die dem Rektor ihre teils jahrelangen Qualen angezeigt hatten.

Nicht hoch genug gewürdigt werden kann aber auch der Anstand und die Zivilcourage von Pater Klaus Mertes, der sich dem Schweigekartell der Institution Kirche zu unterwerfen nicht bereit war.

Inzwischen ist bekannt: Sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche war – und ist – kein rein kirchliches Problem. Nur wenige Wochen nach Canisius wurde auch die Odenwaldschule von ihrer Vergangenheit eingeholt. Das von der UNESCO zur reformpädagogischen Modellschule erklärte lnternat musste sich als Tatort sexualisierter Gewalt an Kindern und Jugendlichen outen. Auch dort hatten mutige Altschüler schon Jahre zuvor versucht, den Missbrauch öffentlich zu machen.

Seitdem haben sich die Betroffenen organisiert. Der „Eckige Tisch“ mit dem Canisius-Altschüler Matthias Katsch, der Verein „Glasbrechen“ der Opfer sexualisierter Gewalt an der Odenwaldschule und viele andere Gruppen haben dafür gesorgt, dass sexualisierte Verbrechen an Kindern und Jugendlichen nicht mehr tabuisiert werden können.

Die Arbeit von Glasbrechen und eckigem Tisch hat auch andere Einrichtungen der Zivilgesellschaft zu mehr Offenheit gezwungen. Von Sportvereinen über die bündische Jugend bis hin zu Pfadfinder-Organisationen: Es gibt keinen geschlossenen Kreis, in dem Kinder und Jugendliche nicht dem Risiko sexualisierter Gewalt ausgesetzt sind.

Wir alle, die Betroffenen der Odenwaldschule, der Kirchen und vieler anderer Einrichtungen wissen um diesen anhaltenden Skandal.

Wir sind es, die immer wieder an der begrenzten Bereitschaft von Kirchenführung, Politik und nachgeordneten Behörden scheitern, die Aufklärung dieser Verbrechen radikal voranzutreiben und die Mauern des Schweigens pro-aktiv einzureissen.

Auch wenn wir die dauerhafte Einrichtung des Amts des Unabhängigen Missbrauchsbeauftragten durch die Bundesregierung im vergangenen Jahr und die wertvolle Arbeit des Beauftragten Johannes-Wilhelm Rörig begrüssen:

Der Skandal ist ebenso wenig überwunden, wie den Betroffenen ausreichend geholfen wird oder gar unser Zorn befriedet ist.

Wir bleiben !
i.V. für Glasbrechen
Sabine Pohle
Johannes von Dohnanyi

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