Glasbrechen und Trägerverein der Odenwaldschule bilden gemeinsame Arbeitsgruppe [Update]

Der Vorstand von Glasbrechen e.V. fühlt sich eingedenk und angesichts der neuen Faktenlage, die ohne Absprache mit uns Opfern und Opfervertretern geschaffen wurde, nicht mehr an vorher getroffene, gemeinsame Absprachen gebunden. Ganz im Gegenteil, wir fühlen uns verhöhnt durch das aktuelle Vorgehen des Vorstandes des Trägervereins, der „kommissarischen“ Schulleitung, des Altschülervereins und insbesondere durch die Betreiber der schuleigenen Stiftung „Brücken bauen“. Die Pressekonferenz ohne Einladung an uns Opfervertreter, über deren Einrichtung wir nur aus der Presse erfahren haben, wie auch deren Inhalt und Ergebnis, bestürzen uns alle zutiefst. Unsere Empörung über das gemeinsame Vorgehen aller Gremien der Odenwaldschule ist grenzenlos. Einzig aus historischen Gründen belassen wir untenstehende PE auf unserer Homepage.

Treffen in positiver, vertrauensvoller Atmosphäre bildet Startpunkt für Zusammenarbeit in wichtigen Fragen zur Aufarbeitung und zum Nachteilsausgleich

Heppenheim. Mehr als 60 Teilnehmer zählte das erste gemeinsame Treffen, zu dem sich der Trägerverein der Odenwaldschule und der Verein Glasbrechen am Samstag, 19. November 2011, in Heppenheim zusammengefunden hatten. An geschichtsträchtigem Ort – im Kurmainzer Amtshof, wo im vergangenen Jahr auch die Ausstellung zum hundertjährigen Jubiläum der Schule zu Gast war – traf man sich zu einem anspruchsvollen Unterfangen.

Intensiv vorbereitet von einer Arbeitsgruppe, die aus Mitgliedern beider Institutionen bestand, ging es darum, sich in vertrauensvoller und konstruktiver Atmosphäre zu begegnen, Bedürfnisse zu artikulieren und Wege zu einer Zusammenarbeit sowohl im Sinne der Betroffenen sexualisierter Gewalt als auch im Sinne der Zukunft der Odenwaldschule und ihrer aktuellen Schüler zu finden.

Eingeleitet von Statements der jeweiligen Vorstände kam man, begleitet von professioneller und einfühlsamer Moderation, schnell zu den Themen, die einer direkten Verständigung bisher im Wege standen. Hierbei war den Betroffenen die empathisch vorgetragene Entschuldigung des Schulträgers zu den stattgefundenen Verbrechen und Verletzungen eine wichtige Voraussetzung, die auf das gesamte Treffen ausstrahlte.

Als Hauptergebnis der mehr als vierstündigen Zusammenkunft darf der Beschluss zur Gründung einer Arbeitsgruppe gelten, in der sich Vertreter beider Vereine sowie der aktuellen Elternschaft mit den Fragen der künftigen Zusammenarbeit beschäftigen werden. Als Eckpunkte werden hierbei die Anerkennung der Betroffenen als Teil der ehemaligen Schulgemeinschaft, die aktive Aufarbeitung der geschehenen Verbrechen als Teil der Schulgeschichte, die Setzung eines Sühnezeichens von Seiten der Schule sowie ein angemessener Nachteilsausgleich für die Betroffenen erachtet.

In welcher Weise diese Aspekte konkretisiert werden und wie insbesondere die Frage des Nachteilsausgleichs institutionell und organisatorisch umgesetzt werden soll, wird im Rahmen des ersten Arbeitsgruppen-Treffens, das für Januar 2012 anberaumt ist, eine wichtige Rolle spielen. Möglich wurde dieses hoffnungsvolle Ergebnis durch die positive und offene Kommunikation, zu der sich alle Beteiligten zuvor verpflichtet hatten. Eines war klar – weiter geht es nur miteinander, nicht gegeneinander – und dies wird nicht nur an Worten, sondern insbesondere an entsprechenden Taten gemessen werden.

Der respektvolle und von gegenseitiger Achtung geprägte Umgang miteinander und die offene Kommunikation sind hierbei die wichtigsten Voraussetzungen, um in Richtung einer emotionalen Aussöhnung mit der von den Betroffenen als Täterinstitution wahrgenommenen Odenwaldschule zu kommen. Dies auch und gerade im Hinblick auf die Verantwortung der Schule gegenüber ihren aktuellen und künftigen Schülern.

 

Für den Verein „Glasbrechen e.V. – Für die Opfer pädosexueller Gewalt an der Odenwaldschule.“

Adrian Koerfer

 

Presseerklärung 20.11.2011 (PDF)

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