Wir unterstützen diese Initiative, wir unterstützen sie vorbehaltlos und bitten um ihre Wahrnehmung an allen Internaten und Schulen, ganz besonders allerdings bitten wir nach wie vor um Aufmerksamkeit diesbezüglich ausdrücklich in den familienstrukturierten Internaten der sog. Reformpädagogik. Dort möchten wir an jedem Hauseingang den Aufkleber: „Kein Raum für Missbrauch“ sehen. (Ein trockener Traum.) Wenn wir allerdings bedenken, dass 80 Prozent des Kindesmissbrauchs im familiären Bereich geschieht, möchten wir den Aufkleber „Kein Raum für Missbrauch“ noch sehr viel flächendeckender aufgeklebt wahrnehmen. Wir wollen diesen Sticker eigentlich überall sehen! Und die Aufmerksamkeit für dieses grosse gesellschaftliche Problem endlich weiträumig bemerken.
Eine Anmerkung sei uns in diesem Zusammenhang erlaubt. Prävention, Intervention – sind wichtig und gut. Auch wir machen das inzwischen, unbezahlt. Genau das aber ist aus unserer Sicht ein Missverständnis: geht es ums Geld, wird’s eng. Nach vorne wird gearbeitet, hinten, wo die grossen Schulden, die Verbindlichkeiten, die Entschädigungen warten, dort wird’s knapp. Lassen Sie uns das bitte und bitter so klar sagen, bei allem Dank.
An Entschädigungsmassnahmen und Fürsorge gegenüber den hundert tausenden Opfern in Ost und West ist uns ebenso gelegen. „Entschädigungen“ kosten Geld – genau so wie Prävention und Intervention. Aus unserer Sicht kann nur ein Dreiklang hier wirksam werden, es helfen nicht bloss ein paar freundliche, öffentliche Massnahmen.
Wir denken an die den jeweiligen Systemen ausgelieferten Heimkinder in Ost und West, wir denken an die Missbrauchten in den staatlichen, kirchlichen und konfessionslosen Institutionen wie an die Misshandelten, Vergewaltigten, Gedemütigten im familiären Zusammenhang!
Wir vermissen nach wie vor jedwede Einigung der Bundesregierung im Zusammenhang mit dem neu zu formulierenden Opferschutzgesetz, den neu zu formulierenden Verjährungsfristen im Zusammenhang mit Kindesmissbrauch, etc.. Wir vermissen die Einrichtung von flächendeckenden Anlaufstellen für Betroffene und Opfer wie auch die Einrichtung von ambulanter Hilfe für geschädigte, beschädigte heutige Männer und Frauen. Wir vermissen sehr die angekündigte Einrichtung des sog. Opferhilfefonds von Bund und Ländern! Wir ersparen uns Kommentare zur Banken- und Eurorettung in diesem Zusammenhang.
Wir halten bitte fest, dass die Bundesregierung, und insbesondere deren drei beauftragte Ministerien (Schröder, Schavan und ganz insbesondere Leutheusser-Schnarrenberger) seit Jahren nun die Opferinteressen mit Füssen treten. (Wir raten diesbezüglich von einer Wiederwahl dieser drei Inkompetenten ab.)
Wir halten auch fest, dass es einzig dem UBSKM und seinem Team beschieden ist, auf offizieller Ebene allein und offenbar einsam gegen die Ignoranz der in Berlin Agierenden, für die Opfer des sexuellen Kindesmissbrauchs und damit gegen das Vergessen der Tagespolitik zu kämpfen. (Was tun die anderen Parteien in unserem Interesse?)
Kurz: eine präventive Kampagne ist sehr wichtig. Eine retrospektive Aktion zu Gunsten der leider noch zahllos vorhandenen Opfer wäre ebenso wünschenswert.
Adrian Koerfer, für Glasbrechen e.V.