Kurzfassung Bundespressekonferenz 26.01.2015

Kindesmissbrauch in Deutschland ist so aktuell wie auf allen anderen Erdteilen. Kindesmissbrauch ist weltweit. Kindesmissbrauch gibt es seit Menschengedenken. Bis heute noch hört Kindesmissbrauch nirgends auf. Auch 2015 nicht.

Kindesmissbrauch bedeutet häufig den Verlust allen Vertrauens und aller Hoffnung. Kindesmissbrauch ist für viele der Opfer oft frühzeitig tödlich.

Prävention von Kindesmissbrauch ist so wichtig wie z. Bsp. Umweltpolitik. Kindesmissbrauch geht hierarchisch von oben nach unten. Es geht um Macht. Kindesmissbrauch ist so dramatisch aktuell und lebensentscheidend bedrohlich wie die Verbrechen der Boko Haram, des sog. IS, der Taliban, wie das Leben im heutigen Syrien. Beispielsweise.

Wir sprechen von sieben bis neun Millionen Betroffenen
von Kindesmissbrauch allein in Deutschland.

Kindesmissbrauch wird immer noch weitestgehend negiert im öffentlichen Denken. Die von Pädosexuellen missbrauchten Menschen sind offenbar: beschmutzt, selber schuld, sind nicht so wie Ihr.

Ich bin ein sexuell missbrauchtes Kind.

Zur Odenwaldschule: hier hiesse das Zauberwort „Haltung“. Wie hat sich die Schule, wie haben sich andere Täterorganisationen zu ihrer Schuld verhalten, wie verlief in den letzten fünf Jahren die Diskussion mit diesen „traumatisierten Institutionen“?

Reaktionen darauf sind für uns kaum spürbar geworden. Nur die wenigsten haben begriffen, dass ohne eine Aussöhnung mit den Opfern eine Zukunft der Schule nahezu unmöglich erscheint. Die Sprachlosigkeit der Schulverantwortlichen macht uns weiterhin fassungslos. Wir haben bis dato keine Ansprechpartner.

Die Verweigerungshaltung von Institutionen wie der Odenwaldschule kann meines Erachtens nur dazu führen, die Haltung gegenüber ihren Opfern zum allein gültigen Kriterium für weitere öffentliche oder auch private Förderung zu machen. Rien ne vas plus ausser: Wahrheitswahrnehmung, Verantwortungsübernahme, Schuldeingeständis und Empathie. Das müsste der Lakmustest für alle Instutionen sein!

(Von den Opfern von Missbrauch in Familien, von den Opfern von Missbrauch im familiennahen Umfeld spreche ich hier nicht. Aber ich denke an sie.)

Gut ein Viertel der Belegschaft der Odenwaldschule hatte
etwas gesehen, gehört, gewusst – und nichts getan. Keinen Finger gekrümmt – an den damals gängigen Telephon-wählscheiben beispielsweise.

Niemand wurde informiert. Kein Schulamt. Kein Ministerium. Keine Polizei.

Mein Appell geht daher heute an jene, in allen möglichen Bereichen des Kindesmissbrauchs, an die Mütter von Kindern, deren Männer missbrauchen, an die Kollegen und Kolleginnen von Lehrern, die Kinder missbrauchen, an die Kollegen von Priestern, Pfarrern, Sportlehrern usw..

Mit nur ein wenig mehr Mut, der so unendlich wichtig wäre, könnten Mitwisser jetzt gerade, in dieser Minute, hunderte von Kindern noch vor den fatalen Folgen von Kindesmissbrauch retten. Hier und überall. Jederzeit.

Fazit: ohne die (leider durchaus plausible) Scheu vieler Mitwisser gäbe es deutlich weniger Opfer. Mitwisser werden zu Mittätern, solange sie sich nicht endlich zum Schutz der betroffenen Kinder und Jugendlichen entschliessen.

Adrian Koerfer

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