Wann endlich stellen sich Kardinal Müller und Chorleiter Ratzinger ihrer Verantwortung für den Missbrauchsskandal bei den Regensburger Domspatzen?

Pressemitteilung von „Glasbrechen e.V.“, dem Verein der Opfer sexualisierter Gewalt an der Odenwaldschule

Frankfurt, 24. Juli, 2017: „Glasbrechen e.V.“, der Verein für die Betroffenen sexualisierter Gewalt an der Odenwaldschule erklären sich erneut und ausdrücklich solidarisch mit den zahllosen Gewaltopfern unter den Regensburger Domspatzen.
Wir danken RA Ulrich Weber, der es trotz massiver Widerstände geschafft hat, seinen Abschlussbericht über die skandalösen Missstände bei dem Regensburger Kirchenchor vorzulegen. Nicht nur die in diesem Bericht dokumentierten Fälle sexualisierter Gewalt haben uns tief erschüttert. Zahlen nennen wir bewusst keine, denn wir wissen um die Dunkelziffer bei solchen Verbrechen.
Dass hunderte minderjähriger Jungen und junger Männer über Jahrzehnte hinweg unter brachialen Erziehungsmethoden brutaler „Pädagogen“ zu leiden hatten, dass es Eltern gegeben hat, denen die Mitgliedschaft ihrer Söhne bei dem weltberühmten Chor wichtiger war als die Unversehrtheit ihrer Kinder, dass es noch immer Mütter wie Gloria Fürstin Thurn und Taxis gibt, die körperliche Strafen für Kinder rechtfertigen – all das macht uns wieder einmal fassungslos.
Im Namen seiner Mitglieder ist der Gesamtvorstand von „Glasbrechen e.V.“ empört und geradezu entsetzt über die Versuche der Regensburger Internatsschule, der Leitung des Chors der Domspatzen und des katholischen Bistums Regensburg, die von RA Weber zusammengetragenen Fakten auch jetzt noch zu relativieren. Wir sind schockiert über das Leugnen jeglicher Verantwortung durch das Bistum Regensburg und seine spirituellen wie pädagogisch-künstlerischen Spitzenvertreter.
„Glasbrechen“ fordert den ehemaligen Bischof von Regensburg, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, dazu auf, endlich zu seinen Versäumnissen bei der Aufklärung zu stehen und sich bei den Opfern sexualisierter und „pädagogischer“ Gewalt unter den Domspatzen zu entschuldigen und darüber nachzudenken, wie den Opfern geholfen werden kann.
Gleiches gilt für den langjährigen Chorleiter Georg Ratzinger. Dass er seine Schutzbefohlenen mit Prügelpädagogik malträtierte, hat der Bruder des zurückgetretenen deutschen Papstes Benedikt längst zugegeben. Anstatt die Aufklärungsbemühungen in Interviews noch immer „einen Irrsinn“ zu nennen, wäre es jetzt für ihn an der Zeit, sich zumindest dafür zu entschuldigen, dass kirchliche Mitarbeiter des Bistums seine Chorkinder über all diese Jahrzehnte hinweg auch noch ungestraft missbrauchen konnten.
Die Betroffenen sexualisierter Gewalt an der Odenwaldschule wissen, wie schwer es ist, mit den Folgen solch traumatischer Erfahrungen leben zu müssen. Allein schon der Auftrag zu christlicher Nächstenliebe müsste es den Kirchenmännern von Regensburg gebieten, Mitgefühl und Verantwortung zu zeigen und sich nicht als Opfer einer längst widerlegten Diffamierungskampagne zu stilisieren. Dies ist ein erneuter Schlag ins Gesicht aller Opfer.
Johannes von Dohnanyi für den Vorstand von „Glasbrechen“
Kontakt: +49 173 522 4172; johannes.vondohnanyi@gmail.com

Mehr Info unter: http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/regensburger-domspatzen-warum-aufklaerung-in-der-kirche-so-schwierig-ist-a-1159019.html

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